Unsere U3-Betreuung
In den ersten drei Jahren erwirbt das Kind grundlegende Fähigkeiten für seine gesamte menschliche Entwicklung.
Wir geben den Kindern durch Kontinuität der Bezugspersonen, eine liebevolle Begleitung und besondere Zuwendung einen Raum der Geborgenheit und Ruhe. Damit bieten wir dem Kind eine schützende Hülle. Deshalb liegt das Regenbogenhaus separat auf unserem Gelände. Das Regenbogenhaus erstreckt sich über zwei Etagen.
Im Erdgeschoß befinden sich zwei Gruppenräume, einer davon mit einer Kochnische. Hier können die Kinder bei den täglichen Arbeiten zuschauen und mittun.
Die Räumlichkeiten sind so konzipiert, dass die Kinder Rückzugsmöglichkeiten haben. Neben dem großen Gruppenraum gibt es Räume zum Schlafen, Wickeln und Spielen, dadurch entsteht eine häusliche Atmosphäre für das kleine Kind.
Das Außengelände ist abwechslungsreich gestaltet und gibt dem Kind vielfältige Möglichkeiten sich in seiner Bewegungsentwicklung zu erproben und zu üben. Eine großzügig gebaute überdachte Außenterrasse ermöglicht es den Kindern zu allen Jahreszeiten draußen zu spielen.
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Das U3 Konzept
Unser Waldorfkindergarten erneuert immer wieder seinen sozialen Auftrag mit der erlebten Veränderung der Bedürfnisse der Kinder und Familien, in diesem Fall die familiennahe Betreuung der Kinder von 0-3 Jahren und der nahe und vertrauensvolle Umgang mit den Eltern.
In Bezug auf die pädagogische Arbeit mit Kindern unter drei Jahren hier im Kindergarten erfährt der gewohnte Ablauf mit seinen Strukturen, Formen und Umsetzungen einen Wandel.
1. Das Kind
Die 0-3 jährigen Kinder haben einen entwicklungsbedingt zeitlich enger gefassten Lebensrhythmus, brauchen mehr individuelle Ruhe-, Verarbeitungsphasen, und das körperliche Wohlbefinden mit all seinen dazugehörigen Bedürfnissen muss vorrangig beachtet und befriedigt werden.
Kinder kommen als Individualitäten zur Welt, die sich mit ihren Begabungen, Neigungen, Interessen und auch Handicaps entwickeln und ihre eigenen Wege gehen wollen. Um diesen Prozess so gut wie möglich zu gestalten, brauchen sie Vorbilder, liebevolle beziehungsaufbauende Verhältnisse und ihre eigene Entwicklungszeit.
Kinder gehören nicht in das Zeitraster der Erwachsenenwelt und nicht in deren Zweckvorstellungen. Kinder sind lernfähige, lernfreudige und lernbereite Wesen. Daraus entsteht die Verantwortung, ihre Lebenswelt so zu gestalten, dass sie sich gesund entwickeln. Das Kind will die Welt in ihren Zusammenhängen erleben (Verstehbarkeit und Sinnhaftigkeit). Es will Vertrauen in die eigenen wachsenden Kräfte und Fähigkeiten bekommen (Handhabbarkeit) und das eigene Handeln, Fühlen und Denken entfalten. Das Kind erschließt sich die Welt aus der Nachahmung.
Die Entwicklung des Kindes in den ersten 3 Lebensjahren
Die Entwicklung des Kindes erfolgt immer in einem eigenen Schema, welche aber verschiedentliche „Eckpfeiler“ wie zum Beispiel Greifen, Sitzen, Krabbeln, Stehen, Gehen, Laufen, Sprechen, Denken, etc. in einem bestimmten Zeitraum umfasst. Dem Kind stehen nach dem Erreichen dieser Entwicklungsstufen neue Zugangsweisen, andere Wahrnehmungsmöglichkeiten und bislang noch nicht da gewesene Fähigkeiten zur Verfügung.
Ein neugeborenes Kind ist ein Wesen, welches sich zum sozialen Mitmenschen entwickeln will. Es versucht von Anfang an, mit den Bezugspersonen in Kontakt zu kommen. Wird ein Kind ermuntert, interagiert es schon sehr früh. Mit allen Sinnen begibt sich das Kind auf die Suche nach Kontakten mit den Menschen und seiner Umgebung die ihm beständig zugewandt sind.
Die Entwicklung der Bewegungsfähigkeit
Säuglinge bewegen sich und spielen. Die selbstständige Bewegungsentwicklung geht immer vom Kind aus. Etwa mit drei Monaten kann das Kind den Kopf so weit anheben, dass es sich in Bauchlage umschauen kann. Gleichzeitig beginnen die ersten Greifversuche, in die schnell die Füße eingeschlossen werden. Etwas später lernt das Kind, sich selbstständig aufzusetzen, sich hochzuziehen und aus dem typischen Kniestand aufzustehen, bis es schließlich am Ende des ersten Lebensjahrs frei aufstehen und gehen kann.
Jedes Kind hat seine eigene Geschwindigkeit und seinen eigenen Weg. Entwicklung kann aber auch in verschiedenen Bereichen gleichzeitig beginnen und nach und nach kommen immer wieder neue Fähigkeiten hinzu, ohne dass die vorangegangenen an Bedeutung verlieren oder gar verschwinden.
Die Entwicklung der Sprache
Im Alter von sechs bis sieben Monaten beginnen Kinder spielerisch alle möglichen Sprachlaute zu üben. Kinder aus verschiedensten Sprachkulturen produzieren in dieser Lallphase dieselben Laute. Das Gesicht der Bezugsperson vermittelt dem Kind Emotionen, die mit Sprachlauten verbunden sind; Mimik und liebevolle Berührung der Bezugsperson bei zum Beispiel bei der Pflege unterstützen den Säugling in seiner akustischen Wahrnehmung und bilden die Grundlage für die Sprachentwicklung.
Bereits Zweijährige haben ein gutes Sprachverständnis und ahmen die Sprache ihrer Umgebung nach. Zu dieser Zeit beginnen Kinder, sich auch untereinander zu unterhalten. Sie sprechen auf ihre Art in einfachen Sätzen miteinander.
Das dritte Lebensjahr ist in Hinsicht auf Sprachverständnis und Sprachproduktion eine besonders zeitintensive Entwicklungsphase. Für die Sprachentwicklung ist die Kommunikation mit den erwachsenen Bezugspersonen unerlässlich, da diese durch ihre Sprechweise unter Einbezug von Bewegung, Mimik und Gestik Wortschatz, Grammatik und Sinninhalt vermitteln, was hier im Waldorfkindergarten einen besonderen Stellenwert im Tageslauf hat. Gegen Ende des dritten Lebensjahres können viele Kinder in zusammenhängenden Sätzen sprechen. Unterhaltungen über vergangene Ereignisse werden möglich, auffallend ist die beginnende Freude an Liedern und am Geschichten erzählen.
Die Entwicklung des Denkens
Kinder im dritten Lebensjahr entwickeln ihr Ich-Bewusstsein. Dieser Prozess ist dann abgeschlossen, wenn das Kind beginnt, von sich selbst als „ich“ zu sprechen. Bereits in der Mitte des zweiten Lebensjahres sind die ersten Anzeichen für ein sich differenzierendes Selbst zu beobachten. Das sich stabilisierende Ich-Bewusstsein bringt das Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Autonomie mit sich.
Zweijährige Kinder beginnen, sich in der Welt zu orientieren und spielerisch Sozialkontakte aufzubauen. Das gemeinsame Spiel wird immer komplexer.
Am Anfang dominiert noch das Parallelspiel, das heißt das Spiel am gleichen Spielzeug, ohne dass die Kinder sich gegenseitig beeinflussen oder ins Spiel einbeziehen. Es ist die einfachste Form des Sozialspiels. Die Kinder sprechen miteinander. Daraus entwickelt sich dann im zweiten Lebensjahr das komplementäre und wechselseitige Spiel. Im dritten Lebensjahr beginnen die Kinder, zu kommunizieren und miteinander umzugehen. Bevorzugte Sozialpartner für Kleinstkinder unter drei Jahren sind übrigens Erwachsene, vermutlich aufgrund ihrer größeren Kompetenz und der damit für das Kind verbundenen Sicherheit, sich auf
die Wünsche, Stimmungen und den jeweiligen Entwicklungsstand des Kleinstkindes einzustellen.
Der eigene Wille ist nun ausgebildet. Nun erprobt das Kind, wann und wozu er nützt. Deshalb versucht es, gegen Widerstände konsequent vorzugehen, um zu erfahren, wann es seinen Willen durchsetzen kann und wann sich unüberwindbare Grenzen bieten. Das Kind fordert Reaktionen heraus, um seinen Handlungsspielraum auszuloten, sein „Ich“ daran zu entwickeln und soziale Orientierungshilfen zu erhalten. Nur indem man liebevolle konsequente, aber auch angemessene Handlungsgrenzen setzt, schafft man die für das Kind so wichtigen klaren Verhältnisse.
2. Die Aufgabe der Erzieherin
Im Waldorfkindergarten Joringel arbeiten in der Kleinkindgruppe Fachkräfte mit einer speziellen Fortbildung im Bereich Kinder unter Drei. Die pädagogische Tätigkeit beinhaltet eine ständige Auseinandersetzung und Weiterbildung mit einem Selbst und den praktischen Methoden.
- Bedeutende Ziele wie:
- Phantasie- und Kreativitätskompetenz ...
- Sozialkompetenz ...
- Motivations- und Konzentrationskompetenz ...
- Sprachkompetenz ...
- Sinnes- und Wahrnehmungskompetenz ...
- ethisch- moralische Wertekompetenz ...
- Körper- und Bewegungskompetenz ...
... ziehen sich in ihrer praktischen Umsetzung als ein roter Faden durch unseren gesamten pädagogischen Alltag, in welchem wir den Kindern als authentisches Vorbild zur Nachahmung dienen.
Wichtig ist uns die Integration, Förderung und Begleitung des Kindes und seiner Eltern in die Gruppe und die Einrichtung durch den Aufbau einer von Vertrauen und Sicherheit geprägten Beziehung zwischen allen Beteiligten.
Bindungen und Beziehungen sind existentiell für die gesunde psychische und soziale Entwicklung des Menschen. Schon der Säugling bindet sich automatisch an die Personen, welche es ständig umgeben. Meistens übernehmen diese Rolle Mutter und Vater. Bei einfühlsamen und verfügbaren Bezugspersonen entwickelt sich eine sichere Bindung, mit der Kinder angstfrei und kompetent die Umwelt erkunden können.
3. Gestaltung pädagogischen Handelns
Erste Einblicke und Kontakt zu uns Erzieherinnen und in die Gruppe bekommen Eltern und Kinder bei den Kennenlernnachmittagen, dem Besuchsvormittag und dem Aufnahmegespräch. Die Eingewöhnung des Kindes orientiert sich an denen für das Kind und seine Eltern bekannten Formen und Strukturen von zu Hause. In ausführlichen Gesprächen lassen wir uns von den Eltern in die individuellen, gewohnten Handlungsweisens in der Pflege, der Nahrungszubereitung, der Rituale und rituellen Lieder (Schlaflied) des Kindes einführen um ihm ein behütendes und alsbald bekanntes Umfeld sein zu können.
Dazu gehört z.B. auch das Lieblingskuscheltier, Pflegemittel, eventuell bei den Kleinsten auch die Nahrung.
Uns ist wichtig, dass individuelle Erwartungen von Seiten der Erzieherinnen, Eltern und Kinder bestmöglich in der Eingewöhnungszeit berücksichtigt werden, um eine solide Grundlage für unsere pädagogische Arbeit in der Gruppe zu schaffen. Die Eingewöhnung der Kinder erfolgt nach dem Berliner Modell, bei welchem maximal zwei Kinder pro Woche in Begleitung der Eltern aufgenommen werden.
Erziehung der Kinder heißt besondere Pflege des freien Spiels
Die Individualität und Persönlichkeit des Kindes offenbart sich am deutlichsten im freien Spiel. Dass das Kind sich frei und absichtslos spielend mit der Welt verbinden kann, verlangt erzieherische Gestaltung der Umgebung des Kindes. Das Kind benötigt eine räumlich-materielle Umgebung in dem alles seinen festen Platz hat und dadurch Sicherheit verleiht. In unserem Gruppenraum gibt es einen geschützten Raum für die Kinder unter drei. Hier können sie parallel zur Gesamtgruppe welche bis zu 23 Kinder im Alter von 2-6 Jahren umfasst, sich ganz individuell auf ihr Spiel einlassen.
Das Kind benötigt eine materielle Umgebung, die nicht in funktionale Abhängigkeit drängt. Besonders anregend ist deswegen die natürliche Umgebung, da Natur frei von Funktionen ist. Den Kindern steht eine Vielzahl von Materialien (Tücher, Bretter, Holzklötze, Wollpüppchen, Kisten, etc.) zur freien Verwendung zur Verfügung. Auch die einzelnen Bereiche wie zum Beispiel unser „Rosenhäuschen“, der freie Raum unter der Treppe zur Empore, auf der Empore die Puppenecke, beziehungsweise die Kuschelecke, der „Tante Emma Laden“, sowie jeglicher freie Raum der Gruppe wird als Spielmöglichkeit erkannt und wahrgenommen.
Da die Kinder in den ersten 7 Lebensjahren die sie umgebende Welt vorrangig durch Sinneseindrücke wahrnehmen, ist auch in unserer Gruppe alles Material zum Spielen, Bauen, etc. naturbelassen. Das Kind steht in intimer Beziehung zu den ihm verbundenen Erwachsenen und ist angewiesen auf die Gestaltung eines Freiraums, den diese schaffen und vor bilden. Vorbild und Nachahmung sind die "Zauberworte", die dieses Verhältnis charakterisieren. Das Kind benötigt einen verlässlichen Rhythmus in seinem Leben, da dieser Sicherheit verleiht und das Kind spontan handeln lässt.
Für die Kinder unter drei Jahren ist der Tagesablauf im Kindergarten mit seinen Elementen Struktur und geführte Form völlig ausreichend. Zusätzliche Rituale und alle Elemente die die Abläufe begleiten wie zum Beispiel vor dem Essen eine Kerze anzünden oder das Warten am Tisch bis alle zu Ende gegessen haben überfordern die Kinder und sind erst ab einem Alter von 3,5 Jahren schrittweise einzuführen.